08/15 - Der Samstag
Samstag 27.05.
Es regnet und regnet und regnet... Für die letzte Nacht ist sogar die Halle freigegeben worden, weil einige Zelte unter Wasser standen. Die meisten Camper habens aber durchgezogen und sind Schlafsack und Zelt treu geblieben. Wahnsinn. Ihr habt meinen Respekt. Naja... vielleicht seid ihr einfach nur total bescheuert... *g*
Den heutigen Morgen übersteh ich nur dank Red Bull. Zum Glück hab ich letzte Nacht nix gebraucht. Deshalb kann ich mir das Zeug nun bei der Crew-Sitzung reinschütten. Den anderen gehts aber auch nicht wirklich besser. Hängen an ihrem Kaffeebecher, als obs kein Morgen geben würde...
Ohne weiteres Frühstück gehts dann zur Morgenveranstaltung. Statt Nutella-Brötchen gibts ne ordentliche Packung Lobpreis. Bei "Spring mit mir ein Halleluja" graben sich die Schuhe immer tiefer in den Matsch, wo früher mal Wiese war. In der Message gehts heute morgen um den Umgang mit deinem bzw. meinem Hab und Gut. Wie geh ich mit dem um, was mir anvertraut ist? Mit meinem Geld, meiner Zeit... Wie jeder andere auch oder anders als der Durchschnitt? Bettina erzählt die Story vom blinden Bartimäus, der seine Sicherheiten (erbetteltes Geld, multifunktionale Decke) loslassen musste, um zu Jesus zu kommen. Wie ist es bei mir? Krall ich mich an meine Sicherheiten, oder lass ich Gott für mich sorgen? Sehr spannend. Und vor allem sehr herausfordernd. Auch für mich selbst. Ich bin froh, dass ich direkt im Anschluss keine Gespräche im Citro-Pub habe, sondern mich mal kurz auf mich selbst konzentrieren kann. Denn auch wenn ich als "Berufschrist" im Reich Gottes tätig bin, ist es auch für mich immer wieder schwierig ganz radikal für Jesus zu leben. Das macht man halt nicht einfach so nebenbei. Das ist ein Lebensstil. Aber das coole dabei ist, dass Gott mir meinen Einsatz für ihn so viel mehr zurück gibt -> Markus 10,29-31. So ist Gott. Einfach Wahnsinn, oder?
Nachm Mittagessen (diesmal lecker Erbseneintopf mit Würstchen) haben wir als Seelsorge-Team noch ne Sitzung mit der Bettina, in der wir kurz den Abend besprechen, denn der könnte es durchaus in sich haben. Peinlicherweise machen sich währenddessen kurz mal die Erbsen vom Mittag bemerkbar. Hoffentlich hats keiner mitbekommen... Muss aber fast, das war nicht zu überhören. Oder doch? Wahrscheinlich werd ichs nie erfahren...
Kurz danach beginnt dann die Camp-WM, in der ca. zehn Teams aus verschiedenen Gemeinden bei teilweise ziemlich abgedrehten Fußballspielchen gegeneinander um den Titel kämpfen. Hab aber keine Zeit, mich da intensiv dran zu belustigen, weil dann doch irgendwann auch die ersten Jungs im Citro-Pub auftauchen (bisher warens den ganzen Tag nur Mädels) und den Test machen wollen. Führe dann wieder bis spät abends so gegen 19:00 Gespräche mit Camp-Teilnehmern. Und die Gespräche werden immer intensiver und bewegender. Auch für mich persönlich. Geht mir doch alles relativ nahe. Und da ich ja eh nah am Wasser gebaut bin...naja. Aber ich merke wieder ganz stark, wie Gott mich gebraucht. Weil ich mich ihm zur Verfügung stelle mit dem, was ich bin und habe. Und hier bin ich am richtigen Ort. Gott schenkt mir die Liebe für die Leutz, die zu mir kommen, mit mir reden wollen. Er schenkt mir die rechten Worte. Und die Erkältung, die ich mir am Vortag eingefangen habe, macht mir während den Geprächen nicht zu schaffen. Ich bemerk sie gar nicht. "Gott ist meine Kraft." Stand mal auf nem Shirt von Lucio oder Zé Roberto. Und ich weiß, das ist wahr. Jetzt und hier weiß ich es.
Irgendwann zwischendrin muss ich mal bei meinen Leutz aus Niederasphe vorbeischauen. Schein dringend zu sein. Haben nen paar mal angeklopft, während ich in nem Gespräch war. Ich muss nur ein paar Schritte ausm großen Zelt raus und schon seh ich, was los ist. Ein paar haben sich mehrmals durch den Matsch gerollt und richtig drin gesuhlt, so dass alles völlig braun ist. Schlammcatchen aufm Camp - wer drauf steht... und kein Problem damit hat, sich und die Kleider hinterher wieder sauber zu kriegen...
Abendessen hab ich wieder verpasst, aber okay. Geht eh gleich weiter im Programm. Der Zeugnisabend steht an. Ganz viele junge (und auch ein paar ältere) Menschen erzählen von dem, was Gott in ihrem Leben gewirkt hat. Oder reden ganz offen von ihren Problemen (und das sind nicht einfach irgendwelche Fürze) und bitten die anderen, dass sie dafür beten. Da fließen einige Tränen. Nicht zuletzt bei mir selbst. Im Anschluss sagt Bettina noch ein paar Sätze. Dass jeder von uns ganz einzigartig und außergewöhnlich ist. So wie ein Fingerabdruck. Und dass Gott ganz einzigartig und außergewöhnlich ist. Dass niemand anders als Jesus jemals auf die Idee gekommen ist, sich für die Sünden der Menschen kreuzigen zu lassen. Deshalb ist der Weg frei, dass du wieder zu Gott zurück kommen kannst. Das kann jeder an diesem Abend tun, indem er nach vorne kommt und seinen Fingerabdruck auf ein großes Kreuz, das dort steht, stempelt. Als Zeichen dafür, von nun an mit Gott leben zu wollen. Er hat nen ganz besonderen Plan mit jedem von uns. Ist das nicht geil? Nach ner kurzen Zeit der Stille stehen die ersten auf. Wir als Seelsorger natürlich sofort hin und mit den Leuten reden. Total wichtig. Aber es sind so viele. Wir sind total überwältigt. Gott hat so viele angesprochen. Spontan kommen noch Mitarbeiter aus anderen Teams und Jugendprediger, die eigentlich nur als Betreuer ihrer Gruppen hier sind, dazu und reden und beten und segnen die Jugendlichen. Kein Plan, wie viele es letztendlich sind, aber das Bild vom Kreuz weiter unten hier im Blog zeugt vom Wirken Gottes. Es ist so bombastisch, was Gott tut. Wie er Leben verändert. Neues Leben schenkt. Vergibt. Ihm gehört all unser Dank und Lob.
Direkt im Anschluss gibts noch nen "Lobpreis-Konzert" mit "Simple Choice". Der perfekte Abschluss für diesen Abend. Ich kann meine Tränen kaum mehr zurückhalten. Mann, was heul ich nen Zeug zusammen... Aber was willste machen - wenn die Gegenwart Gottes so spürbar, so real, so intensiv ist. Okay, irgendwann ist dann auch der Tag vorbei und der Bungalow mit all seinen Annehmlichkeiten (weiches Bett, warme Dusche, sauberes Klo) ruft. Bis zum Sonntag Morgen. Was da noch lief, gibts bald hier zu lesen.
3 Comments:
Der Tag war für mich der absolute Camp-Höhepunkt. Beziehungsweise der Abend!
Hat mich auch mitgenommen, muss ich sagen (und meinen Schirm auch :P ).
Am meisten bewegt hat mich dabei die Geschichte von dem Mann, der aus der DDR geflohen ist und wie er dann meinte, dass wir bei einigen Gebeten einfach warten müssen...
6/02/2006 01:27:00 AM
Tatsächlich? Die Geschichte von dem DDR-Flüchtling??? Je länger der erzählt hat, desto häufiger hab ich auf die Uhr geschaut... Ich fand, das hat so unglaublich lange gedauert, und er hätte das auch in einem Viertel der Zeit sagen können, und das geht sowieso völlig am Leben der Teilnehmer vorbei (wer weiß denn heut noch, was "DDR" ist?). Der Chrissi und ich, wir haben uns immer wieder einigermaßen genervt angesehn...
Aber hey, wenns auch nur einen angesprochen hat, dann wars gut. Und es freut mich, dass es dich angesprochen hat, Tobi.
6/02/2006 01:44:00 PM
muss sagen, dass mich die story auch angesprochen hat... sowas zu erleben ist schon krass und ausserdem kam das auch nochn wenig witzig rüber fands ne gute auflockerung für zwischendrin so...
6/06/2006 09:55:00 PM
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