Der irre Kampf ums Eigentor
Habe gestern abend noch ne lustige kleine Geschichte gelesen, die ich als wert geachtet habe, in meinem Blog zu stehen. So verrückt kann Fußball sein:
Als Grenada zum Länderspiel in Bridgetown, Barbados antrat, war die Ausgangslage klar: Barbados musste das letzte Gruppenspiel im Karibik-Pokal 1994 gegen Grenada mit zwei Toren Unterschied gewinnen, um die Finalrunde zu erreichen. Mitte der zweiten Halbzeit war das Wunschergebnis erzielt, als einem Verteidiger von Barbados ein Eigentor zum 2:1-Zwischenstand unterlief. In diesem Moment dämmerte den Spielern und Betreuern von Barbados, dass es für sie vielleicht besser wäre, sich in die Verlängerung zu retten, als nur mit 2:1 zu gewinnen. Die Regeln des Turniers sahen nämlich vor, dass ein Golden Goal in der Verlängerung doppelt zählt.
Dazu musste Barbados die eigene Führung jedoch erstmal ausgleichen, und so drosch einer ihrer Spieler in der 87. Minute den Ball ins eigene Tor. Jetzt blieben dem Team aus Grenada in den letzten drei Minuten nur zwei Möglichkeiten, entweder selbst zur 3:2-Führung zu treffen oder, was viel wahrscheinlicher war, zum 2:3 ins eigene Tor zu schießen, was eine Verlängerung mit Golden Goal und einen Zwei-Tore-Sieg für Barbados ausschloss.
Doch bevor Grenada das eigene Tor attackieren konnte, sahen sie es schon vom Gegner gedeckt. So verrannen die letzten Minuten mit den chaotischen Versuchen Grenadas, mal ins eigene und mal ins gegnerische Tor zu treffen, und mit den Anstrengungen von Barbados, beide Tore zu sichern. Das Spiel endete mit 2:2, doch bereits in der vierten Minute der Verlängerung gelang Barbados wirklich das Golden Goal zum 3:2, das als 4:2 gerechnet wurde und den damit verbundenen Trip zur Finalrunde auf Trinidad bedeutete.
James Clarkson, der Trainer von Grenada, sagte: "Wer sich diese Regelung ausgedacht hat, ist ein Kandidat fürs Irrenhaus. Unsere Spieler wussten nicht, in welche Richtung sie angreifen sollten. Im Fußball sollte man eigentlich Tore gegen und nicht für einen Gegner schießen."
(Aus: Christoph Biermann: Fast alles über Fußball)